Antifa-Wochen (11.-27.10.)
Antifa – ein Thema, das anhaltend die Gemüter erhitzt. Während #dankeantifa ein Dauerbrenner der sozialen Medien bleibt, wird auf der anderen Seite, mal mehr mal weniger engagiert, das Verbot der “Antifa” gefordert, als handele es sich um eine homogene, in sich geschlossene Gruppe. Und auch in linken Kreisen heißt es gerne: “Antifa ist notwendig”, womit dann ausgedrückt werden soll, dass sie nötig ist, dringend; wenngleich dies sicherlich richtig ist, ist sie es dem strengen Wortsinne nach gerade nicht: Sie ist nicht zwingend, ergibt sich nicht aus der Sache heraus, sie kommt nicht von allein, sondern sie muss gemacht werden, jeden Tag aufs Neue.
Dabei ist, selbst bei denen, die die Bereitschaft haben, den faschistischen Tendenzen unserer Zeit zu trotzen, gar nicht immer so klar, was denn das bedeutet, gegen den Faschismus zu kämpfen, also antifaschistisch zu handeln. Was denn Antifa ist, das ist, anders als jene, die es beklatschen oder verdammen, gar nicht so fest bestimmt, ganz einfach auch deswegen, weil gar nicht immer so klar ist, was das denn ist: der Faschismus.
Dem Antifaschismus werden von seinen Verfechtern gerne viele positive Eigenschaften zugesprochen, manchmal gesteigert bis zu der Vorstellung, Antifa sei revolutionär und würde schon selbst die Bewegung sein, welche die falschen Verhältnisse abschaffen will, zumindest aber dieser angehören. Demgegenüber erwies sich der historische Antifaschismus weniger bestimmt: Der Kampf gegen den Faschismus hatte immer schon trotz der anhaltend kleinen Zahl von Antifaschist:innen viele Gesichter und er war und ist bisweilen effektiv, ganz ohne ein revolutionäres Potenzial zu besitzen.
Genau hierin haben die Antifa-Wochen ihre Basis: Es geht nicht darum, dem Antifaschismus eine Ideologie unterzuschieben, ihn in seine eigenen, politischen Interessen einzuspannen, sondern ihn gerade in seiner Unterschiedlichkeit und seinen Widersprüchen fassbar zu machen. Antifa ist die Sache der Menschen, die sich gegen die gesellschaftliche Vernichtung der Menschen stellen wollen. Es ist die Sache derer, die den Tod hassen und das Leben lieben.
Antifa ist eine Sache der Jugend – was von manchen zum Credo erhoben, ins Positive gewendet wird, ist allzu oft gar nichts Gutes; viele, die älter werden, entfernen sich vom Kampf und lassen ihn unvollendet liegen, so dass der Jugend nichts anderes übrigbleibt, als den Kampf wieder aufzunehmen, allzu oft allein, ohne Unterstützung und aus Erfahrung resultierender Orientierung. Für uns bedeutet das zweierlei: Zum einen richten wir uns auch an “die Jugend” und dort eben an alle, die die Bereitschaft in sich spüren, dem Faschismus die Stirn zu bieten, zum anderen wollen wir das bieten, was allzu oft fehlt: eine Traditionslinie, die – wenn man sie denn aufgreift – in Leipzig länger und stärker ist, als manch einer glauben mag.
Es ist deshalb kein Zufall, dass wir die “Antifa-Wochen”, organisiert und veranstaltet von linksradikalen Leipziger Gruppen, die sich z. T. seit Jahren mit dem Kampf gegen faschistische Strukturen in und um Leipzig befassen, auf den Semesteranfang gelegt haben. Es ist eine Zeit, wo viele junge Menschen von überall her, neu in die Stadt kommen – all jene, die den Verhältnissen gegenüber nicht blind sind und sich dem Kampf gegen das aufziehende Unheil stellen, sollen wissen, dass sie hier, in dieser Stadt, nicht alleine sind. Wir wollen den Weg öffnen dafür, dass wir uns kennenlernen, zusammenkommen und uns gemeinsam weiterbilden in einem Bereich, der außerhalb der radikalen und undogmatischen Linken kaum ausreichend Beachtung findet. Dafür öffnen wir den Weg weg von der Universität und hin zu autonomen und selbstverwalteten Räumen, die nicht nur Platz bieten für eine gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Faschismus und seinen Handlangern, sondern auch für Selbstbestimmung, Kontakte knüpfen, Lektüre abgreifen, die sonst nur schwer zu finden ist und dergleichen mehr. Denn bei allen Qualitäten, die die Universität auf sich vereinigen kann, sie ist nicht alles; wesentliche Inhalte werden dort vernachlässigt und nicht bestimmt und wer mehr erfahren will, darüber, was denn eigentlich los ist mit der Welt, wird dort nicht viel oder sogar gar nichts finden.
Die Einladung zu den Antifa-Wochen geht aber weit über die Universität hinaus, sie richtet sich an alle, die in schwierigen Zeiten nicht alleine bleiben wollen, die den Faschisten dieser Zeit nicht den Platz überlassen wollen, die Mut finden wollen in Solidarität, Zusammenhalt und Freundschaft. Dabei setzen wir nicht auf vorgefertigtes Denken, nicht auf eine feste Theorie, die nur blind zu erlernen ist, sondern wir setzen auf lebendigen Austausch, auf Kontroverse, darauf Unterschiede herauszustellen, anstatt sie zuzuschütten und dabei trotzdem das Gemeinsame nicht aus den Augen zu verlieren. Kurz: Wir setzen auf euch.
Kommt zu den Veranstaltungen der Antifa-Wochen, kommt zur Party am 18.10. Und kommt zur Demo am 25.10! Wir sehen uns!